Sowohl in der Grundlagenforschung als auch in der industriellen Forschung gibt es derzeit weltweit große Anstrengungen auf dem Gebiet der organischen Elektronik. Dabei stellt sich immer klarer heraus, falls jemals organische Materialien im Ersatz für anorganische Halbleitermaterialien eine wesentliche Rolle spielen sollen, dass es unumgänglich notwendig ist, die Eigenschaften, die Herstellung und die Funktionalität von organischen Zwischenflächen genau zu verstehen. Eine gezielte Kontrolle dieser Eigenschaften wird die Konzeption von völlig neuen Bauelementen erlauben, zumal zusätzlich die enorme Vielfalt der organischen Verbindungen ausgenützt werden kann. In diesem Forschungsgebiet gibt es sicherlich viele Parallelen zu den anorganischen Halbleitern, jedoch muss die höhere Flexibilität der organischen Moleküle durch höhere Komplexität der Strukturen erkauft werden. Damit ist ein einfacher Know-how Transfer von den anorganischen Materialien ausgeschlossen, aber gerade darin liegt die große Herausforderung auf diesem Forschungsgebiet.
Die weltweiten Forschungen an organischen dünnen Filmen können in drei Bereiche eingeteilt werden: (1) Entwicklung und Produktion von Bauelementen, (2) Charakterisierung von dünnen Filmen und seit kurzer Zeit, aufgrund der Erkenntnis der Bedeutung der Kontrolle auf molekularer Ebene , (3) das genaue Studium der Oberflächen und Zwischenflächen.
Organische dünne Filme bilden die elementaren Bausteine sowohl für großflächige als auch für mikroskopisch kleine Bauelemente wie Solarzellen oder chemische Sensoren. Aufgrund dieses hohen Anwendungspotenzials ist es von grundlegender Bedeutung die fundamentalen Prozesse bei der Herstellung solcher organischer Filme zu verstehen. Im NFN ist daher geplant homogene organische Filme, organische Heterostrukturen sowie Prototypen von daraus hergestellten Bauelementen im Detail zu untersuchen.
Aufgrund seines interdisziplinären Charakters ist zu erwarten, dass der vorgeschlagene NFN eine Brücke von der Oberflächenphysik bis zur Bauelementherstellung schlagen wird und somit auf diesem Forschungsgebiet wesentliche Beiträge liefern kann. Die Vernetzung der verschiedensten Forschungsvorhaben wird einen enormen Synergieeffekt bewirken, der einen großen Vorteil gegenüber anderen Forschergruppen darstellt. Dies soll gewährleisten, dass Österreich auf diesem Grundlagenforschungsgebiet weiterhin weltweit an vorderster Front mit beteiligt sein wird.
Dieses NFN beinhaltet die zwei Subprojekte "Structural studies of ordered molecular films starting from the first monolayer" (Projektleiter: Prof. Resel) und
"Photoreactive Surfaces" (Projektleiter: Prof. Kern).
"Photoreactive Surfaces" beschäftigt sich mit Dünnschichten und self-assembled monolayers (SAMs) von photoreaktiven organischen Molekülen auf ausgewählten anorganischen Oberflächen. Das Konzept sieht eine Modifizierung der Eigenschaften solcher Oberflächen durch UV induzierte Reaktionen vor. Hierdurch kann eine lateral aufgelöste Strukturierung durchgeführt werden, bevorzugt durch lithographische Techniken. Von Interesse sind beispielsweise Moleküle, die unter UV-Licht eine Änderung in der Polarität, den optischen Eigenschaften und in ihrer Reaktivität zeigen. hoto-cleavages. hierdurch können anorganische Oberflächen und Grenzflächen in ihren Eigenschaften variiert und dem Einsatzzweck angepasst werden.