Der Weg zum autonomen Fahrzeug wird in den nächsten Jahren durch die Einführung neuer
assistierender und automatischer Systeme schrittweise erfolgen. Das nächstliegende Ziel ist
es, FahrzeuglenkerInnen von der Notwendigkeit permanenten Monitorings zu befreien und
für begrenzte Zeiträume und Fahrkontexte andere Tätigkeiten während der Fahrt zu erlauben
(SAE Level 3).
Bei allen Arten teilautomatisierten Fahrens stellt sich die Frage der Entscheidungsfindung:
Wer soll wann die Kontrolle über einzelne Steuerfunktionen oder das Gesamtsystem haben
– Mensch oder Fahrzeug. Das setzt jedoch voraus, dass das steuernde System zu jedem
Zeitpunkt über den aktuellen Zustand der FahrzeuglenkerInnen Bescheid weiß, um eine
Kontrollübergabe an den Menschen durchführen zu können, oder über Notmaßnahmen zu
entscheiden. Wesentlich ist die Beurteilung, ob ein Mensch unaufmerksam, anderweitig beschäftigt,
schläfrig oder gar eingeschlafen oder aus sonst einem Grund gerade nicht in der
Lage ist, der Kontrollfunktion nachzukommen. Derzeit gibt es bereits Schläfrigkeits-Warnsysteme
im Fahrzeug, die auf unterschiedlichen messtechnischen Ansätzen basieren, z.B. der
Beobachtung von Lenkbewegungen, Spurhaltung oder Augenblinzeln. Die Genauigkeit dieser
Systeme halten wir für unzureichend, den Aufmerksamkeits- und Wachheitszustand zu
ermitteln. Daher ist unser Bestreben, möglichst genau und früh zu warnen - noch bevor der
Zustand der lenkenden Person zu Fehlreaktionen oder gar zum Einschlafen führt.
Erstes Ziel des Projektes ist es, Daten der vegetativen Vigilanz, der Kamerabeobachtung
und des Fahrverhaltens zu fusionieren und durch frühzeitige Warnung vor Fahruntüchtigkeit
mit dem primären Ziel Schläfrigkeitserkennung zur Steuerung des automatisierten Fahrzeuges
beizutragen, mit dem Potential auch der Verkehrsinfrastruktur durch entsprechende
Kommunikation der Infrastruktur mit dem Fahrzeug Informationen zu senden.
Zweites Ziel des Projektes ist es, die nötige Information durch völlig eingebettete, modernste
Sensoren und intelligente integrierte Verarbeitung zu gewinnen. Am Markt wird
überwachende Sensorik nur dann akzeptiert, wenn sie unauffällig und ohne zusätzlichen
Aufwand für die NutzerInnen funktioniert.
Drittes Ziel des Projektes ist es, Änderungen des Aufmerksamkeitsverhaltens zu erforschen,
wenn sich Personen bewusst sind, automatisiertes Fahren zu benutzen, und mögliche
kontraproduktive Einflüsse auf die Sicherheit zu identifizieren.
Das Projekt WACHsens erhebt die nötigen Daten in einer genderspezifischen Fahrsimulatorstudie.
Ein innovativer Schritt ist die Integration mehrerer Datenquellen zu einem Gesamtsystem,
dass robust gegen Fehler und Störungen einzelner Sensoren ist.
Ergebnis des Projektes ist ein System von Sensoren, Algorithmen und einem Klassifikationsmodell,
das früher und zuverlässiger als bestehende Systeme den Zustand von Lenker-
Innen charakterisiert, auf umfassenden alters- und geschlechtsspezifischen Trainingsdaten
basiert und zur Integration in die bestehende Fahrzeugumgebung geeignet ist.