9. Forum Architekturwissenschaft

Activity: Participation in or organisation ofConference or symposium (Participation in/Organisation of)

Description

Im Notstand – Einblicke in den Wandel zeitgenössischer Praktiken der Architektur

Das 9. Forum Architekturwissenschaft thematisiert Grenzen und Potentiale der Architektur in Zeiten der vielfältigen sozialen und ökologischen Krisen. Es widmet sich einzelnen zeitgenössischen Ansätzen, Projekten und Interventionen von ausgewählten Architekturbüros und Kollektiven und hinterfragt die Methoden ihrer Sichtbarmachung.

Wo stehen wir? Der immense Energieverbrauch und die hohen CO2-Emissionen von Gebäuden in Bau und Betrieb, gewaltige Mengen von Bau- und Abbruchabfällen sowie wachsende soziale Ungleichheiten und gesellschaftliche Polarisierungen drängen die raumproduzierenden Disziplinen dazu, ihre dominierenden Theorien, Methoden, Produktions- und Bauverfahren zu überprüfen und neu zu denken.

Bekenntnisse und Bemühungen gibt es zahlreiche, so zum Beispiel die Einführung des „Neuen Europäischen Bauhauses“ durch EU-Präsidentin Ursula von der Leyen, die ambitionierte Überarbeitung der Leipzig-Charta von 2007 unter Federführung des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat, oder das Manifest „Das Haus der Erde: Positionen für eine klimagerechte Architektur in Stadt und Land“ des BDA. Längst haben sich Initiativen wie das Bauhaus der Erde und zivilgesellschaftliche Bewegungen wie Architects for Future oder Architects Declare gebildet. Ausstellungen wie „Critical Care“ (2019) im Architekturzentrum Wien oder „Sorge um den Bestand“ (2020/21) im Deutschen Architektur Zentrum Berlin thematisieren zentral das Prinzip des Sorgetragens, das uns auffordert, unser Verhältnis zu unserem Planeten in der Krise zu überdenken. All dies zeigt, dass die Veränderung der Raumproduktion nicht nur einer innovativen, technischen Implementierung von Entwurfs- und Bauprozessen, sondern vor allem einer kritischen Reflexion und grundlegenden Sichtbarmachung des Handlungsspielraums der Architektur bedarf.

Im Zentrum des Forums steht die Fragestellung: Welches wissende Handeln, welche Strategien und Ansatzpunkte haben sich in den verschiedenen Architekturbüros und Kollektiven entwickelt, um die Potentiale unserer Disziplin im Zeitalter des Klimawandels zu nutzen? Für diese Rekontextualisierung erscheint es unerlässlich, die Theorien und Methoden zu hinterfragen, die geeignet sind, Umweltauswirkungen und komplexe Verstrickungen der Architektur zu analysieren, zu begreifen und zu verändern. Auf welcher theoretischen und historischen Grundlage werden diese Auswirkungen in der aktuellen Architekturpraxis analysiert und interpretiert? Welche Entwurfs- und Baumethoden werden angewendet, um diese Auswirkungen zu adressieren und auf architektonischer Ebene zu verhandeln? Wie werden die wechselseitigen Beziehungen zwischen Entwurf, Realisierung und Nutzung von Konstruktionen, Gebäuden und Interventionen gestaltet? Welche materiellen Prozesse rücken ins Zentrum des Entwurfsprozesses, und welche wirkungsvollen Narrative werden entwickelt?

Für die gemeinsame theoretische Fundierung dieser Fragestellungen suchen wir unter anderem Beiträge von Architekturwissenschaftler*innen, -ethnograph*innen und -soziolog*innen, die sich auch auf Basis empirischer Untersuchungen spezifischen zeitgenössischen Architekturbüros, Projekten und Interventionen zuwenden.
Period21 Jun 202323 Jun 2023
Event typeConference
LocationBerlin, Germany, BerlinShow on map
Degree of RecognitionInternational