Description
Mit dem Tod des Wiener Volksschauspielers Karl Merkatz ist Ulrich Bechers und Peter Preses’ Theaterstück Der Bockerer (1948) einmal mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Die titelgebende Hauptfigur, der nicht gerade auf den Mund gefallene Fleischermeister Karl Bockerer, ist ein Widersprechender: Während die Nazieuphorie bis in sein engstes Familienumfeld vordringt, bleibt er standhaft und stellt sich den ‚neuen Verhältnissen‘ mit aller Entschiedenheit entgegen. Das führt sogar zu einer emblematischen Konfrontation mit dem (vermeintlichen) Hitler, den er – der ‚kleine Mann‘ – zur Rede stellt. Sein Widerstand gegen das Regime und das völlig indoktrinierte Wiener Stadtkollektiv ist jedoch höchst ambivalent, oszilliert „zwischen Naivität und Schlitzohrigkeit“ (Profitlich 1991, 761) und erschließt sich daher nicht auf den ersten Blick. Der Beitrag möchte diese Ambivalenz genauer beleuchten und offenlegen, wie sich das Widersprechen in einem derart kultgewordenen Stück wie diesem als identitätsstiftende (Sprach-) Praxis manifestiert – zumal in einem mitschuldig gewordenen Land wie Österreich, das unmittelbar nach dem Weltkrieg eine utopische Identifikationsfigur wie diese dringend brauchte.Period | 6 May 2023 |
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Event title | Debattieren, Opponieren, Protestieren: Interdisziplinäre Perspektiven auf sprachliche Praktiken des Widersprechens |
Event type | Conference |
Location | VirtualShow on map |
Degree of Recognition | International |