Zwischen Schweinskopf und Hitlerbild. Perspektiven auf den ‚kleinen Mann‘ im Bockerer und Herrn Karl im Kontext des österreichischen Volksstücks nach 1945

  • Daniel Milkovits (Speaker)

Activity: Talk or presentationTalk at conference or symposiumScience to science

Description

Das österreichische Volksstück fand sich durch die Annexion Österreichs an Nazideutschland einem radikalen Kontinuitätsbruch ausgesetzt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs bedurfte es daher einer Neuorientierung. So kamen im Nachkriegsösterreich nicht nur uraufgeführte Emigrationsstücke auf die Bühne, sondern auch zeitgemäße Neuproduktionen, die sich in erweiterten medialen Repräsentationsformen widerspiegelten: im Kabarett, Hörspiel, Film und Fernsehen. In meiner Bachelorarbeit untersuchte ich daher zwei der wohl bekanntesten Stücke jener Zeit: den Bockerer (1946) von Ulrich Becher und Peter Preses sowie den Herrn Karl (1961) von Carl Merz und Helmut Qualtinger. Beide genießen in Österreich unangefochtenen Kultstatus und wurden breit untersucht. Obwohl sie mit konkurrierenden Zugängen auf den ‚kleinen Mann‘ fokussieren und außerdem „verschiedenen Grundtypen der Gattung Volksstück zuzurechnen sind: Der Bockerer ihrer traditionell-vitalistischen, Der Herr Karl ihrer kritischen, mythenzerstörenden Abart“ (Marijan Bobinac 1992), so hatte sie die einschlägige Forschung bisher nur am Rande einer synoptischen Betrachtung unterzogen. Der Vortrag versucht in einer Analyse und Interpretation, diesem Desiderat in Anschluss an die 2021 eingereichte Bachelorarbeit nachzukommen. Vor allem soll dabei die Frage breiten Raum einnehmen, wie in den beiden Stücken der ‚kleine Mann‘ gezeichnet wird: als opportunistischer, mitlaufender Wendehals wie im Herrn Karl oder doch eher als hartnäckiger, aufbegehrender Widerständler wie im Bockerer.
Period11 Mar 2022
Event titlePrager Germanistische Studierendentagung
Event typeConference
LocationOnline, Czech RepublicShow on map
Degree of RecognitionInternational