Die Vermessung des Raums: Reflexionen auf Anne G. Tyng

Franziska Hederer, Carlotta Bonura*

*Corresponding author for this work

Research output: Contribution to journalArticlepeer-review

Abstract

Ausstellung und Symposium:

Die Vermessung des Raums
Reflexionen auf Anne G. Tyng

Eine Ausstellung von Architekturstudierenden der Lehrveranstaltung Raum am Institut für Raum und Gestalt in der Akademie Graz, von 24.6.2022 – 26.8.2022 unter der Leitung von Franziska Hederer und Carlotta Bonura und der Mitarbeit von Filip Gal und Friedericke Decker.

Begleitet von einem Symposium zur Vermessung des Raums am 24.6.2022 von 14:00 – 18:00 mit Beiträgen von Inge Andritz, Irmgard Frank, Manfred Makra und Milena Stavric.

Ein Projekt unterstützt von der Gender Taskforce.


Es gibt Menschen, oft Frauen, die werden übersehen. Und dennoch leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur Kultur, zur Gesellschaft wie auch zur Architektur und Raumdebatte. Anne Griswold Tyng (1920 – 2011) ist eine von ihnen. Sie hat als zweite Frau des berühmt gewordenen Architekten Louis Kahn, unbekannter Weise etliche Projekte Kahns federführend begleitet und mitgestaltet. Sei es das bekannte Trenton Bath House (1955), das Weiss House (1947-50), der nie gebaute Citytower (1953) oder die Decke der Yale University Art Gallery (1951-53).

In Folge ihrer Auseinandersetzung mit Geometrie, den platonischen Körpern und Proportionslehren wie der Fibonacci-Reihe hat sie ein Universum eröffnet, das den Mikrokosmos mit dem Makrokosmos verbindet, und eine außerordentliche Dimension des architektonischen Denkens aufzeigt. Durch das In-Beziehung-Setzen unterschiedlicher, räumlicher Maßstäbe innerhalb eines Raums hat sie sich einer universellen Sichtweise auf Architektur und Raum verschrieben, und zeigt damit grundlegende Entwurfsprinzipien auf.
In der Ausstellung „Die Vermessung des Raums“ ging es um die Auseinandersetzung mit ihrem Werk. Dinge der Natur wurden ebenso wie Tyngs Architektur analysiert und untersucht, um der Komplexität ihrer Gedanken auf die Spur zu kommen. Dies wurde zum einen in übergroßen Werkzeichnungen von Blumen oder Gemüsearten wie beispielsweise einer Gerbera oder einer Artischocke, welche mittels der Technik des Acetondrucks direkt auf die Wände der Akademie Graz gedruckt wurden, dargestellt. Zum anderen wurde der Bezug zu Anne Tyngs Bauten und Entwürfen, die auf komplexen Raumtragwerken basieren, wie das von ihr für ihre Eltern gebaute Walworth-Tyng House (1950 – 53), durch einen auf die Wand gezeichneten Schnitt im M 1:2 vermittelt. Diese Schnittzeichnung wurde durch eine Installation aus Schnüren, die Tyngs Tragwerk in den Raum der Akademie Graz verspannte, fortgesetzt. So wurde ein anderer Blick auf die Architektur eröffnet, der über die Naturbezogenheit von Geometrie und Proportion zu einem neuen Verständnis der Mensch-Natur-Beziehung und der gebauten Umwelt beitragen konnte.
Original languageGerman
Pages (from-to)213 - 214
Number of pages1
JournalGAM - Graz Architecture Magazine
Volume2023
Issue number19
Publication statusPublished - May 2023

Fields of Expertise

  • Sustainable Systems

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